OLIMPIJA

Sie kann sich nicht erinnern: Wurde sie in seinen Händen geboren? Von seinen Händen geformt, deshalb sein „Besitz“? Nur um von ihm fallen gelassen, benutzt und geradezu verschlissen zu werden? Wie so viele vor ihr, natürlich... In seinen Händen erschaffen, lernte sie von Anfang an, allem zuzustimmen, alles zuzulassen. Doch langsam und mühevoll lernt sie, ihr erstes eigenes Wort auszusprechen: „Nein". Ich bin nicht dein…Ich bin nicht…Ich bin Olimpija.

Die Videoarbeit Olimpija baut auf der Geschichte des Schicksals der Puppe „Olympia“ aus E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und die Verarbeitung dieses Themas in Jacques Offenbachs Oper „Les Contes d’Hoffmann“ auf. Mit dem kritischen Auge der Gegenwart und den Debatten um #metoo und sexuelle Übergriffigkeit der letzten Jahre untersucht Olimpija diese höchst symbolische Geschichte der klassischen, deutschen Literatur auf ihre verstörenden, beunruhigenden Momente hin. In höchst atmosphärischen, stark fragmentierten Bildern und begleitet durch den zu einer eindringlichen Soundcollage verarbeiteten Ton von Olympias Arie „Les oiseaux dans ma charmille“ bietet die Arbeit eine aktuelle Interpretation des Stoffes aus einer weiblichen Sichtweise heraus an, die eine etwas andere Sicht auf die Thematiken großer klassischer Werke bietet.